Perioperative Ernährung
Neumodischer Kram?

Präoperative Nüchternheit

Patienten dürfen bis 6 Stunden vor der Operation leichte Mahlzeiten zu sich nehmen und bekommen am Op-Tag bis 2 Stunden vor der Narkose Kohlenhydratlösungen wie z. B. PreOP® von Pfrimmer:
  • Das Krankheitsgefühl der Patienten wird minimiert, d. h. der Komfort steigt,
  • Präoperativ weniger Hungergefühl, keine Exsikose zu Anästhesiebeginn
  • Der intraoperative Flüssigkeitsbedarf wird gesenkt, was zu weniger Ödembildung auch im Bereich der Anastomose führt und so die Heilungschancen verbessert
  • Die postoperative Insulinresistenz sinkt

Patienten mit Mangelernährung

Patienten, die unter Mangelernährung leiden, sollten bereits vor geplanten Eingriffen Trinknahrung bzw. Sondennahrung erhalten um einen bestehenden Mangel auszugleichen und für stabilere, immunologische Voraussetzungen zu sorgen.
Für Tumorpatienten mit grossen bauchchirurgischen Eingriffen ist der Einsatz von Ernährungspräparaten mit immunmodulierenden Substanzen empfohlen, um Infektionen im Krankenhaus vorzubeugen. Die präoperative Aufbauernährung wird für einen Zeitraum von 5 - 7 Tagen empfohlen.
Patienten, die am oberen GI-Trakt operiert werden, können intraoperativ mit einer Feinnadelkatheter Jejunostomie (FNKJ ) versorgt werden, die gewährleistet, dass mit der postoperativen Ernährung bereits am OP-Tag begonnen werden kann, das der Abgabeort der Sondenkost hinter der Anastomose liegt.

Patienten, die sich einem geplanten Eingriff im unteren GI-Trakt unterziehen müssen können bereits am OP-Tag auch über eine gastral liegende Sonde Sondenkost erhalten. Studien belegen dass die Anastomosen daduch nicht gefährdet sind, sondern deren Heilung eher gefördert wird. Die Beurteilung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) für diese Art der Ernährung fällt positiv aus. Der Einsatz sollte jedoch schon prästationär von den behandelnden Ärzten eingeleitet werden. Für die Erstellung eines Ernährungsstatus gibt es mittlerweile verschiedene Scores, die dafür genutzt werden können.

Um die o. g. Aufbauernährung nicht im Sande verlaufen zulassen müssen auch die Vorbereitungsmethoden wie die orthograde Spülung überdacht werden. Auch hier konnten Studien zeigen, dass die Komplikationsrate bei Patienten, die nicht gespült wurden, der von konventionell vorbereiteten Patienten entspricht.
Für Unersuchungen, wie Coloskopie oder Rectoskopien ist ein sauberer Darm jedoch unerlässlich, da der Untersucher die Darmwände sonst nicht beurteilen kann. Hier wird allerdings schon länger auf verkürzte Nüchternzeiten gesetzt.

Perioperative Ernährung im Rahmen des Fast Track Konzeptes

Fast TrackSeit 2003 gibt es das Konzept der Fast-track Chirurgie für verschiedene Operationen, das u. a. die Nüchternzeiten für einige Patientengruppen drastisch reduziert. Studien haben bewiesen, das diese Patienten nicht häufiger unter Komplikationen leiden als Patienten die die konventionele OP-Vorbereitung absolvierten. Das Ausbleiben des Krankheitsgefühls und damit der Komfort war für die Patienten jedoch höher.

Dieses Konzept wird bisher im AKB nicht umgesetzt, verdient es aber, das sich die Verantwortlichen Personen damit auseinandersetzten, damit wir nicht nur vom Baudatum her das modernste Krankenhaus Deutschlands sind. Das multimodale Konzept umfasst nicht nur die Ernährung sondern die gesamte Behandlung des Patienten. Z. B.:
  • Krankengymnastische Elemente wie Atemtraining wird vor der OP erlernt, damit sie selbstverständlich post OP umgesetzt werden können
  • Ernährung bis 6 Stunden prä OP
  • Klare Flüssigkeit bis 2 Stunden vor der Narkose
  • Wärmemanagment intraoperativ
  • Wahl der Operationsmethode
  • PD-Katheter zur Reduktion des Schmerzmittelbedarfs
  • Frühmobilisation noch am OP-Tag
  • Enterale Ernährung noch am OP-Tag
  • Schnelle weitere körperliche Belastung (über Station gehen, Treppen steigen...)
  • Frühe Krankenhausentlassung
  • Ambulante Nachsorge
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Dumping-Syndrom

Der Begriff kommt von dem englischen Ausdruck "to dump", übersetzt entsorgen, Schutt abladen. Das Dumping-Syndrom tritt häufig nach Magen-OPs wie Billroth II, Gastrektomie oder Fundoblicatio auf. Der Speisebrei wird nicht in kleinen Portionen in den Dünndarm abgegeben, sondern es treten große Mengen des Speisebreies plötzlich in dem Dünndarm über. Es werden zwei Formen unterschieden: Frühdumping- und Spätdumping-Syndrom.

Frühdumping

Das Frühdumping-Syndrom tritt kurz nach der Nahrungsaufnahme auf. Durch den schnellen Übertritt des Speisebreies in den Dünndarm wird dieser stark gedehnt und es kommt zu einer Umverteilung der Flüssigkeiten im Körper. Dem Gefässsystem wird schnell Wasser entzogen, das dann in den Dünndarm gelangt. Die Patienten bieten also eine Schocksymptomatik. Weitere Syptome: Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Durchfall.

Spätdumping

Das Spätdumping-Syndrom tritt etwa 1-2 Stunden nach der Mahlzeit auf. Durch die beim Frühdumping beschriebenen Abläufe treten Kohlenhydrate vermehrt ins Blut über. Dadurch kommt es zu einer überschiessenden Insulinsekretion, die einen Blutzuckerabfall zur Folge hat.

Ernährung

Beiden Formen des Dumping-Syndrom bessern sich meisten innerhalb von 6 Monaten nach der Operation. Die Patienten sollten kleine Mahlzeiten zu sich nehmen und Süssigkeiten meiden. Das Hinlegen nach den Mahlzeiten kann ebenfalls hilfreich sein.

Bei der enterale Ernährung verbietet sich die Applikation in Form von Bolusgaben über die Magensonde. Eine kontinuierliche Applikation mit nicht zu hohen Laufraten (muss patientenindividuell entschieden werden) bietet sich an.
Als Substrat ist eine ballaststoffhaltige Standardnahrung geeignet.
Patienten die orale Nahrung zu sich nehmen können, sollten vollkornhaltige Speisen mit langkettigen Zuckern angeboten werden.